Es ist ein äußerst heikles Thema: Wie geht ihr mit Rechtschreibfehlern anderer um?
Zunächst möchte ich feststellen, dass auch ich Rechtschreibfehler mache. Toll finde ich es natürlich auch nicht, wenn andere mich korrigieren. Irgendwie hat man das Gefühl, gemaßregelt zu werden. Dies betrifft sowohl den beruflichen als auch privaten Bereich. Mein Lieblingssatz: Wer Rechtschreibfehler in meinen Texten findet, darf sie behalten!
Im täglichen Schriftverkehr finden sich häufig Rechtschreibfehler, meist durch Unwissenheit, aber auch durch Nachlässig- oder Gleichgültigkeit. Man kann eigentlich nur verlieren, andere darauf aufmerksam zu machen, weil es auf den Betroffenen irgendwie verletzend wirkt. Den richtigen Ton auch noch zu finden, ist darüber hinaus ein kaum zu lösendes Problem. Obwohl man es freundlich oder gut meint, eckt man an. Ich habe es deshalb bisher meist vermieden, ungefragt jemanden zu korrigieren. Rechtschreibfehler verbesser ich einfach selbst oder ignoriere sie und hoffe, dass andere sich in die Nesseln setzen und darauf aufmerksam machen.
Ich glaube, dass der Inhalt wichtiger ist als die Form, sodass man durchaus über einige Fehler hinwegsehen kann. Bedeutungslos wird die Rechtschreibung deshalb aber nicht. Als Bk habe ich nämlich gelernt, auf Rechtschreibung zu achten. Meine Frage also: Wie geht ihr mit solchen Situation beruflich und privat um?
Da ich in der Retouren- und Reparaturabteilung eines Telekommunikationsanbieters arbeite, bekommen wir auch Beschwerdebriefe von Kunden. Da mangelt es auch an der Rechtschreibung.
Ein kleines Beispiel: Manche Kunden schreiben Widerruf mit ie statt mit i oder nämlich mit "h" Es sieht schon kommisch aus.
Wir sind ein kundenorientiertes Unternehmen und wir können die Kunden nicht auf Ihre Rechtschreibfehler hinweisen.
Im b2b Geschäft kommt es eher seltener vor. Die meisten Kunden haben einen gewissen Reifegrad, Qualifikation, um diese Tätigkeit auszuüben. Wenn eine Bürokauffrau eine E-Mail schreibt, sollte sie das geschriebene durchlesen, bevor man den Brief abschickt.
ich danke dir für deinen Erfahrungsbericht. Ist wirklich ein heikles Thema. Ich glaube, man muss hier sehr sensibel agieren. Alles nicht ganz so einfach, wenn man Leute nicht kränken möchte. Hinweise werden nicht als Hilfe, sondern eher als Kränkung empfunden. Wohl besser, sich nicht zu äußern.
Ich persönlich vermeide auch den Hinweis an die betreffende Person wenn ich einen Rechtschreibfehler gefunden habe. Meist gehe ich davon aus, dass dies mehr ein Flüchtigkeitsfehler als ein wirklicher Rechtschreibfehler war.
Bekomm ich allerdings von Kollegen E-Mails die sehr viele Rechtschreibfehler enthalten bringe ich da schon vorsichtig mein Bedenken zum Ausdruck. Wenn es ihm keiner sagt kann er es zukünftig ja auch nicht besser machen.
Bei Kunden oder Vorgesetzten ist dies natürlich eher unpassend jemanden auf seine Rechtschreibung aufmerksam zu machen.
Gerade wenn bei Vorgesetzten ist es schwierg. Hier kann er bei dauerhaft falscher Rechtschreibung schnell zum Gespött der ganzen Belegschaft werden.
Sollte ich mal einen kleinen Rechtschreibfehler haben bin ich natürlich auch froh darüber, dass ihn mir keiner vorhält.
Schon seltsam! Selbst einen Hinweis auf einen völlig bedeutungslosen Rechenfehler empfinden Leute nicht so schlimm oder reagieren sogar amüsiert. Dagegen wird jeglicher Hinweis auf einen Rechtschreibfehler gleich als Kränkung empfunden. Dies gilt, so meine Überzeugung, übrigens auch unter Freunden.
Sind es eindeutig Buchstabendreher oder Tippfehler... shit happens... Aber wenn es dann gravierende Fehler sind und das auch noch mehrfach... da frag ich mich dann schon, ob er/sie den Deutschunterricht verpasst hat. Ich weiß, das klingt auf ne gewisse Art abgehoben. Aber man sollte schon zusehen, dass man richtig schreibt.
Wenn ich allein die Skripte der Prüflinge sehe, die ich in den letzten Wochen durchgearbeitet hab... da wird mir teilweise wirklich schlecht und ich frage mich, ob da der Ausbilder nicht mal drüber gelesen hat. In solchen Fällen: ja, als Ausbilder den Schreiber definitiv drauf aufmerksam machen. Denn offizielle Unterlagen falsch zu schreiben, geht gar nicht.
Sonst liegt es wahrscheinlich wirklich im Auge des Betrachters, ob man was sagt oder nicht. Kunden würde ich natürlich auch nicht drauf ansprechen...
Ich denke, dass jemand, der nicht allzu rechtschreibsicher ist, eigentlich für einen Büroberuf nicht geeignet ist...von kleinen Schwächen mal abgesehen. Ich glaube auch, dass viele Ausbilder darauf nicht eingehen, weil sie selbst Rechtschreibprobleme haben. Obwohl mehr denn je geschrieben wird (Internet/SMS), hat Rechtschreibung eher an Bedeutung verloren. Eigentlich gehört der Duden in jedes Büro. Durch Üben lassen sich sicherlich nicht alle Schwächen verdrängen, aber schaden tut's auch nicht.
Gegenüber einer Azubine sehe ich auch weniger ein Problem, mich zu äußern. Schwierig wird's bei Kollegen und Freunden. Hinweise werden dann nämlich nicht mehr unbedingt als fürsorgliche Hilfe verstanden, auch wenn's recht grobe Fehler sind. Irgendwie reagiert man da auf Belehrungen äußerst empfindlich. Gilt merkwürdiger Weise nur für Rechtschreibfehler, bei anderen Hinweisen reagieren die Leute weniger empfindlich. Muss man sich wohl mit abfinden.
Unsere Azubis müssen neben ihrem Berichtsheft auch noch ein "Thema der Woche" schreiben, mit PC - so etwa eine halbe bis dreiviertel Seite. Da korrigiere ich auch rigoros Rechtschreib- und Ausdruckfehler und die müssen auch im Dokument dann geändert werden, so dass es dann auch richtig abgelegt wird. Unser Industriekaufmann-Azubi liebt Schachtelsätze. Er meinte, in der Schule wurde ihm das nahe gelegt und so beigebracht. Was bitte ist an Schachtelsätzen gut? Klar, sollte ein Satz nicht nur fünf Wörter haben. Aber wenn das dann 5 Zeilen sind, bei denen man schon in der dritten Zeile nicht mehr weiß, was in der ersten steht... wo bleibt da der Sinn? Ergo: so lange ich seine direkte Vorgesetzte bin... nix mit Schachtelsätzen
Rechtschreibfehler bei Kollegen... hm... ich bin in der Abteilung eh schon A*** vom Dienst, ich bin die Bööööse... Wenn ich jetzt noch mit Rechtschreibfehlern anfange...
Ich glaube, der Azubi hat da wohl etwas missverstanden. Du hast natürlich Recht. Schachtelsätze sollte man tunlichst vermeiden. Jedes Lehrbuch zur Textgestaltung warnt davor. Die Kunst ist es, komplizierte Sachverhalte in einfachen Sätzen darzustellen. Dies gelingt allerdings meist nur dann, wenn man's auch inhaltlich verstanden hat. Schachtelsätze spiegeln eigentlich eher ein gedankliches Chaos wieder und stürzen den Leser in Ratlosigkeit (über den Inhalt und den Verfasser).